Raum für Vasarely
Sanierung des Hallenbades im Rosenthal-Park, Selb
Das 1969 fertiggestellte Hallenbad im Rosenthal-Park der Stadt Selb kündet von der goldenen Epoche der gleichnamigen Firma. Philip Rosenthal beschenkte seine Heimatstadt unter anderem mit einigen spektakulären Fabrikgebäuden, einem nach ihm benannten Theater und eben dem Park mit dem tollen Hallenbad. Berühmt wurde das Schwimmbad freilich nicht wegen seiner Architektur, sondern wegen seines Sprungturmes: Diesen verkleidete Victor Vasarely mit einem Keramikrelief aus wenigen Farben und einer reduzierten Geometrie. Doch ähnlich wie der Glanz Rosenthals lange nicht mehr ganz so hell wie einst strahlt, so kam auch das Bad ziemlich in die Jahre und bedurfte einer grundlegenden Sanierung. So musste etwa für die Heizung, die einst von der Abwärme eines Rosenthal-Werks gespeist wurde, ein Ersatz gefunden werden.
Peter Kuchenreuther und seinem Team gelang das Kunststück, mit der banal scheinenden energetischen Ertüchtigung des Bades dessen ursprünglichen, kirchenartig überhöhten Raumeindruck nicht nur zu erhalten, sondern ihn sogar noch zu steigern. Sie konzentrierten ihre zurückhaltenden und äußerst präzisen Eingriffe auf den Raum des Schwimmbeckens. Eingang, Umkleidekabinen und Restaurant – in einer für die 1960er- und 70er-Jahre typischen, streng rationalen Waschbetonoptik – blieben unbehelligt. Die sichtbarste Veränderung ist die neue Dachhaube: Nun mit dunklen Trapezblech verkleidet, wurde das ursprünglich wenig energieeffiziente Profilitglas durch Drei-Scheiben-Klarglas ersetzt. Die darunterliegenden Sandwich-Betonträger ersetzte man durch Brettschichtholz, das außen mit einem weiß beschichteten Wärmedämmverbundsystem aus Mineralwolle versehen wurde.
Auch die Transparenz konnte mit einer neuen Pfosten-Riegel-Fassade und thermisch getrennten Profilen gesteigert werden: Mit energieeffizientem Glas und unauffälligen Zuluft-Rohren konnten die vorher umlaufenden, brüstungsartigen Heizkörper auf ganze zwei, noch dazu sehr filigrane Konvektoren reduziert werden. Badegäste und Schwimmer haben nun freien Blick auf den grünen Park. Die zuvor sehr bunt gestrichenen Stützen, die Innenverkleidung und Deckenuntersichten tragen jetzt ein einheitliches, sehr elegantes Grau. Auch das vorher recht massive Holzgeländer, das die in drei Meter Höhe liegende Sonnenplattform sicherte, wurde durch ein filigranes Metallgeländer ersetzt. Nach dieser gelungenen Sanierung und Fortschreibung des ursprünglichen Entwurfsgedankens erstrahlt der Vasarely-Turm wieder als optischer Mittelpunkt einer außerordentlich attraktiven Badelandschaft.
„Bei der Sanierung des Hallenbades wurde großer Wert darauf gelegt, dass sich der ursprüngliche Entwurfsgedanke wieder zeigt. Bunte Farbflächen, die im Lauf der Zeit entstanden und die ebenmäßige Raumgestaltung störten, wurden zurückgenommen, sodass jetzt das zentrale Element, der von Viktor Vasarely gestaltete Sprungturm mit seinen farbigen Kacheln wieder in voller Pracht erstrahlt. Die Konstruktionen der thermischen Hülle entsprechen dem heutigen Standard, unter Berücksichtigung der Proportionen, die der damalige Entwurf vorgab.“
Uwe Gebhard, Projektleiter Hallenbad Selb, Kuchenreuther Architekten Stadtplaner
STANDORT:
Hofer Straße 10
95100 Selb
BAUHERR:
Große Kreisstadt Selb
Ludwigstraße 6
95100 Selb
PROJEKTLEITER:
Uwe Gebhard